Zu professionell für mich?
Zeiss Nano Prime (100 mm T1.5) #vierundvierzig
Als klar ist, dass mir Zeiss ein professionelles Cine-Objektiv der Nano Prime Serie (100mm T1.5) für über 5000 Euro zum Testen leiht, frage ich mich, was ich da beitragen kann.
Ich möchte ein Video für meinen Youtube-Kanal machen…aber mit welchem Schwerpunkt?
Es muss persönlich werden. Das ist das, was mich zu den hochprofessionellen “Vergleichs-Tests” dieser Art von Technik unterscheidet. Es soll nicht um die “Schärfe”, auch nicht unbedingt um das “Bokeh” oder “chromatische Aberrationen” gehen…
Ich will mich fragen:
Was kann das Zeiss Nano Prime 100mm T1.5 für mich persönlich als Kreativen tun?
Wie fühlt es sich an, ein solches Objektiv zu nutzen? und
Macht das für mich überhaupt Sinn?
Im Video teile ich meine Gedanken direkt, ohne Skript und Teleprompter. Ich wollte möglichst ungeschliffen einfangen wie ich die Tage mit dem Zeiss erlebt hatte, und vor allen Dingen (persönliches) Bildmaterial zeigen.
Hier ist jetzt textlich Platz um Vor- und Nachteile in geordneter Form wiederzugeben.
Vorher die Frage. Was macht eine Cine-Objektiv, also eine spezielle Optik für Film aus?
Der Fokus liegt auf kompromissloser Bildqualität und Robustheit. Dafür wird fast immer auf Autofokus, leichte Materialien, wie Plastik, und frei belegbare Bedienungsknöpfe am Objektiv verzichtet.
Fokussiert wird manuell über ein Focus-Follow-System und Cine-Objektive werden in Sets von verschiedenen Brennweiten angeboten, wobei Bauweise und Gewicht gleich bleiben (das sorgt dafür, dass die Linsen, die sich auf ausbalancierten Stabilisatoren (Gimbal, Steady-Cam) befinden, ausgetauscht werden können, ohne das System neu ausbalancieren zu müssen.
“True Cinema. For All.“ Stimmt das?
Natürlich macht so ein Objektiv, aus jemandem wie mir, noch lange keinen Emmanuel Lubezski…
Die Nano Primes dienen außerdem als Einstieg in die Welt der Zeiss-Cine-Objektive, sind also an kleinere Film- und Werbeproduktionen gerichtet.
4 Nachteile
Der Preis - Als ich anfange, das Zeiss Nano Prime mit günstigen Objektiven zu vergleichen, neige ich dazu, die Unterschiede klein zu reden.
80/20 Regel: Für 20 Prozent des Preises, 80 Prozent der Leistung (Tamron)
Die letzten 20 zur 100 kosten 4500 Euro?! (Zeiss) Bei überwiegend stark komprimiertem Videomaterial (Youtube zum Beispiel) fallen positiven Unterschiede noch weniger auf.Das Gewicht - Dieses Objektiv besteht aus Glas und Metall und wiegt 1,26 Kilogramm. Das merkt man deutlich wenn man es für längere Zeit, aus der Hand filmend, benutzt. Auch das Stativ muss stabil genug sein.
Das manuelle Fokussieren - Manuell zu fokussieren braucht Zeit. Gerade bei linearer Fokussierung (die Drehgeschwindigkeit des Rings hat keine Auswirkung auf die Fokuspunktbewegung…wichtig bei Cine-Objektiven)
Auffallen - Die Nano Primes sehen speziell aus. So etwas sieht man selten auf der Straße, was heißt dass sie mehr Blicke auf sich ziehen. Das kann beim Filmen in der Öffentlichkeit stören, und in gewissen Gegenden vielleicht auch gefährlich sein.
4 Vorteile
Die Wertigkeit - Ich möchte dieses Objektiv benutzen, weil es sich gut anfühlt und weil ich mich darauf verlassen kann. Ich nehme in Kauf, dass mir die Arme weh tun weil die Bedienung Spaß macht. Es ist das, schwer zu beschreibende, Gefühl von Qualität, Haptik, die Bewegung des Fokus-Rings…
Das manuelle Fokussieren - Es entschleunigt…und genau das brauche ich manchmal. Ich konzentriere mich auf den Bildaufbau, lasse mir Zeit. Ich habe die Kontrolle.
Die Bildqualität - Es sind Nuancen, aber das Material das ich mit dem Nano Prime aufnehme ist einfach immer besser. Manchmal weniger, manchmal mehr. Das ist etwas wert! Es in hoher Auflösung anzusehen enttäuscht nicht, sondern überrascht positiv.
Emotionalität - Es ist nicht zu beschreiben, aber ein Werkzeug wie dieses ist persönlich. Es löst mehr aus, es lässt mich mehr filmen, es lässt mich mit größerer Freude filmen…
Ist das Zeiss 4500 Euro “besser” als mein günstiges Tamron Zoom Objektiv?
Die rationale Antwort wäre: NEIN. Zu komprimiert ist das Videomaterial, zu klein die offensichtlichen Unterschiede.
Auch die fehlende Funktionalität für “Creator” wie mich, wiegt schwer (kein Autofokus, Gewicht)
Die 4500 Euro machen sich auf einer anderen Ebene bemerkbar.
Es fühlt sich gut an dieses Objektiv zu nutzen.
Es enttäuscht nie.
Es hat mich irgendwie berührt.
Bis zum nächsten Mal!
(Wenn du mehr lesen möchtest, schau auf meiner Blog-Seite vorbei, für Videos auf meinem Youtube-Kanal
