Es ist Montag, 15:00 Uhr und das hier
ist ein Brief von mir an dich.
Danke fürs Öffnen und Lesen.
Felix
etwas aus…
meiner Kamera
Aufgenommen mit meinem alten Iphone nach KRAFTKLUB am Schlachthof - Freitag, 11. August 2023, 23:00 Uhr
Schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.
dem Film
Kennt jemand von euch „Captain Fantastic“? Der Titel ist irreführend, weshalb im Deutschen noch „…einmal Wildnis und zurück“ angehängt wurde. Es ist kein Superhelden-Film, sondern vielmehr das Gegenteil. Menschliche Stärken und Schwächen, nichts übernatürliches.
Es geht um ein Paar, das sich entschlossen hat auszusteigen, sich in die Wälder zurückzuziehen, um dort, weit weg von den Versuchungen der Konsumgesellschaft, Kinder großzuziehen. Sie lernen alles was sie in dieser Welt brauchen. Als dann die Mutter stirbt bleibt dem Vater (Viggo Mortensen) nichts anderes übrig als sich mit seiner Familie auf die Reise durch die „andere Realität“ zu machen. Die vorher so idealistische Haltung bekommt Risse.
Was brauchen Kinder? Welche Auswirkungen haben Isolation, Abschottung, Konsum?
Ein guter Independent-Film (Budget 5 Millionen, Einspielergebnis 22,8 Millionen) der den Spagat aus Unterhaltung und Kritik schafft. Gibt es aktuell kostenlos auf Prime zu sehen (leider mit Werbung)
meinem Tagebuch
Vom 12.8.2023 08:39 Samstag
„Die Menschen dort waren alle entspannt, freundlich…da kamen Menschen zusammen, die ich persönlich als Basis für eine gewaltfreie Gesellschaft betrachte. Natürlich schlummert in jedem von uns etwas, aber grundlegend war das eine Menschenmenge, in der man sich sicher fühlt, in der man das Gefühl hat es wird mehr unterstützt als ausgenutzt. Und das ist viel wert, in einer Welt in der jeder gerade versucht sich noch das größte Stück vom schwindenden Kuchen abzuschneiden. Apropos „schwinden“ mein Depot ist im freien Fall.“
den Kopfhörern
Post Malone ist ein Phänomen. Selten sind Musiker so schwer in ein Genre zu packen . „Posty“ zieht aus ganz verschiedenen Stilen seine Inspiration und ist dabei ein grandioser Songwriter. Jetzt ist „Austin“ (Spotify|Apple) draußen, sein fünftes Album. Mittlerweile ist er Vater und lebt mit seiner Familie abgeschieden in Salt Lake City. Hört man das der Musik an? An einigen Stellen ja.
Der erste Song “Don’t Understand”(Spotify|Apple) ist schwermütig, erinnert an eine Mischung aus Kurt Cobain und Jeff Buckley. Der Zweite, „Something Real“ (Spotify|Apple) ist dann richtig groß…mit Gospel-Chor. Dann folgt die Single „Chemical“(Spotify|Apple). Das ganze Album trieft wieder vor Reverb…so wie „Posty“ das mag. Und ich mag den Typ einfach!
mir
Jetzt muss ich nochmal kurz zurück zum Kraftklub-Konzert. 10000 Menschen, Open-Air, vor dem Wiesbadener Schlachthof. Essens- und Getränkestände umringen das Gelände und sorgen für Festival-Atmosphäre. Wir sind zu viert unterwegs. Im Zug werde ich überredet ein Vodka-Mischgetränk zu trinken, dann folgt vor Ort eine Weißwein-Schorle. Es ist das erste Mal Alkohol nach über eineinhalb Jahren und ich fühle mich großartig: Ich tanze, und singe und genieße mein Leben. So sehr dass mich meine Mutter am nächsten Tag darauf anspricht, nachdem sie Melinas Status in Whatsapp gesehen hat. Ich bin so selten gelöst, dass es den nahestehenden Menschen direkt auffällt, wenn ich es mal bin. Irgendwie eine traurige Feststellung.
Was heißt das für mich? Das ich Alkohol als Initiator brauche? Ist mir nur dann alles um mich herum egal? Nur dann im Moment? Natürlich nicht!
Nur die eigenen Gedanken limitieren mich. Vielleicht sollte ich lernen mich in einen pseudo-betrunkenen Zustand hineinzudenken…Method-Acting fürs eigene Leben.
Nächsten Montag: Gleicher Ort, gleiche Zeit.
Wenn du möchtest antworte mir auf diesen Brief.
hochachtungsvoll
dein Felix