Hey Du,
Ich werde schnell süchtig. Und zwar immer dann, wenn ich glaube mein Leben bräuchte mehr “Bedeutung”, mehr Drama und Erfolg.
Sucht wächst aus dem Gefühl zu Versagen, aus Unzufriedenheit mit der Lebenssituation. Immer dann wenn Genießen schwer fällt und die Nachsicht fehlt.
Sucht hat für mich nicht unbedingt mit “Zigaretten”, “Alkohol”, “Schmerzmittel”, “Glücksspiel”, “Kaufen” und dem ganzen anderen Scheiss zu tun, sondern ist häufiger eine gedankliche Abhängigkeit.
Ich mache nicht, konsumiere nicht, bin nicht aktiv süchtig, sondern denke meistens nur daran.
Ein Beispiel:
Mehr Drama/Adrenalin
Ich gehe Risiko an der Börse, kaufe spezielle Zertifikate (sogenannte Leerverkäufe) , nehme in Kauf den investierten Betrag (meistens zwischen 500 und 1000 Euro) zu verlieren, für die Chance einen Gewinn zu machen. Das ist Sportwetten nicht unähnlich, nur dass der Aktienmarkt im Allgemeinen “fairer” ist (weil streng reguliert) als die Welt der Wett-Anbieter.
Verpasste Chancen/Denken
Dumm an der ganzen Sache ist nicht nur, dass man Geld verliert, sondern auch permanent daran denkt Geld zu verlieren…oder noch schlimmer: daran denkt, bald wieder zu gewinnen. Verpasste Chancen…, viel: “hätte ich nur…” und “würde ich mehr…” -
Sucht heißt oft Konjunktiv.
Die Folgen
Ab jetzt ist der Kopf, der gedankliche Raum, gefüllt mit dieser Scheiße. Was dazu führt, dass all die anderen Dinge, die mal wichtig waren, die mal begeistert haben, nicht mehr stattfinden. Das Leben wird einseitig und nüchtern, Gedanken monoton.
Einfach ausgedrückt: leben macht weniger Spaß, ist weniger leicht, hat weniger Höhen und gleichzeitig weniger Tiefe. Und dass das die Beziehung zu Menschen beeinflusst, kann sich jeder vorstellen.
“Süchtige Gedanken” finden sich überall im Leben.
Wir tun Vieles fast zwanghaft:
Ich halte mich zwanghaft an Routinen, trinke zwanghaft kein Alkohol, gehe zwanghaft kalt duschen, kreuze täglich zwanghaft erledigte Tätigkeiten auf einem Whiteboard ab, spiele zwanghaft noch ein Spiel bei Fifa 2018 (ja ich weiß wie lächerlich das klingt), gehe zwanghaft eine Runde durch den Wald, schaue zwanghaft noch ein Youtube-Video, esse zwanghaft nur zwischen 10 und 18 Uhr, …
Ich will nicht sagen, dass einiges davon ein Leben nicht besser machen kann.
Dann wenn es maßvoll stattfindet. Aber “süchtige Gedanken” sind nicht maßvoll.
WESTLICHES LEBEN ist nicht maßvoll. Uns wird nicht beigebracht aufzuhören.
MEHR Einsatz, MEHR Adrenalin, MEHR Sinn… GANZ ODER GAR NICHT.
Sucht passt einfach besser zum Kapitalismus als Genug.
Genug ist mein Mittel gegen Sucht.
Nach was bist du süchtig?
Und was tut dir wirklich gut?
“Personal change needs some space to happen. To bring something new into your life, your need somewhere to put it. If your current habits are filling your day, where are these new habits supposed to go?” - Derek Sivers - Hell Yeah or No
Danke fürs Lesen!
Bis nächsten Montag: Gleicher Ort, gleiche Zeit.
Wenn du mich möchtest, antworte mir auf diesen Brief oder teile den Newsletter mit jemandem den du kennst. Danke!
Hab eine gute Woche!
Dein Felix