Diese verdammte Messbarkeit, die zu Vergleichbarkeit führt. Diese Kamera schafft 15 Bilder die Sekunde, die andere nur 12, die Auflösung ist geringer, der Akku hält „NUR“ für 600 Auslösungen. Nur 600? Mit wie vielen „überflüssigen Skizzen“, wie Henri Cartier-Bresson sagt, will man sich denn eindecken? Die würden, so der großartige Fotograf weiter, „nur das Gedächtnis belasten und die Klarheit des Gesamteindrucks beeinträchtigen“.
Ich, ja vielleicht wir alle, sind schuldig. Können alles festhalten und tun es, sind nicht an Filmmaterial oder Fotoabzüge gebunden. Digital und billig und überfordernd. Und das passiert doch die ganze Zeit: „Mach das für mehr Likes“ , „tu das für mehr Abonnenten“ , „Das Foto kam gut an (sagen die Likes) …ALSO MEHR DAVON!
Und dann schaue ich in meine Youtube-Analytics… checke die Klickzahlen des aktuellen Videos…sieht gut aus. Und während ich das denke, komme ich mir lächerlich vor, weil ich das als Gradmesser ansehe. Die Plattformen wollen dass wir Dinge produzieren, die MESSBAR FUNKTIONIEREN. Diese dumme Zahlen! Diese verdammte Messbarkeit, die zu Vergleichbarkeit führt.
Lasst uns mehr fühlen, mehr Persönlichkeit, mehr Nischenprodukt, für kleine Gruppen mit ähnlichem Geschmack, Austausch. Es werden und sollten nicht ALLE verstehen was wir tun.
Mut, die Dinge anders zu machen, und niedrigere Sichtbarkeit in Kauf nehmen.
etwas aus…
meiner Kamera
Aufgenommen 30. September 2023, 09:32 Uhr
Herbst.
dem Film
Netflix hat sich in die Welt von Wes Anderson gekauft und bekommt dafür 4 kurze Filme. Der Texaner erzählt, mit hoher Star-Dichte, Geschichten von Roald Dahl. „The wonderful Story of Henry Sugar“ mit Benedict Cumberbatch, Ralph Fiennes und Ben Kingsley wird wie ein Theaterstück inszeniert, das Auge und Hirn erfrischt, auch wenn es etwas von uns verlangt: Aufmerksamkeit.
Weil es keine Pausen gibt, dass irgend etwas wirken kann, dass irgend etwas sacken kann. Kein Durchatmen. Das verhindert Tiefe in den Bildern. Das verhindert dass wir mitfühlen, dass wir nachvollziehen, dass wir selbst gespiegelt werden. Unpersönlich. Unnahbar. Das klingt alles schlecht, ist es aber nicht.
meinem Tagebuch
Vom 28.09.2023 - 21:09 Uhr - Donnerstag
Lex Fridman und Mark Zuckerberg unterhalten sich im Metaverse, nachdem von beiden vorher 3D Scans angefertigt wurden, die dann die Mimik übertragen.
den Kopfhörern
Veröffentlicht in 1989 und produziert von Rick Rubin ist Tom Petty’s „Full Moon Fever“ ein absoluter Klassiker mit Hits wie „Free Fallin’“ und „Won’t Back Down“.
Diese Zeit (Ende der 80er bis Anfang der 90er) strahlt für mich menschliche Wärme aus.
Gute Pop-Songs, gespielt von Bands, größtenteils analog auf Tape aufgenommen. Danach wurde es digitaler; kühler…
Ein Beispiel für diesen Wandel ist, dass Petty am Ende des 5. Songs darauf hinweist, dass diejenigen, die auf Platte oder Kassette hören (die CD setzte sich gerade durch) nun auf die zweite Seite wechseln müssten…aus Solidarität würde man eine kurze Pause einlegen.
Im Tetragrammaton Podcast sprechen Jimmy Iovine, der auch Alben mit Petty produziert hat, und Rick Rubin über die Arbeit mit dem, 2017 an einer Fentanyl-Überdosis gestorbenen, Künstler. Am Anfang der Zusammenarbeit hätte er immer beweisen wollen wie gut er sei… daraus folgen dann seine größten Alben (ob mit den „Heartbreakers“ oder ohne).
Lohnt sich reinzuhören; ist einfach zeitlos.
Nächsten Montag: Gleicher Ort, gleiche Zeit.
Wenn du möchtest antworte mir auf diesen Brief.
hochachtungsvoll
dein Felix